Veranstaltungen

Von Garmisch Partenkirchen aus hoch zur Tannenhütte

Ein Ausflug mit Folgen

Bei einem Ausflug auf die Tannenhütte bei Garmisch Partenkirchen ärgerte die Mitglieder des Inklusionsvereins bub e.V., dass die bewegungseingeschränkten Teilnehmer zwar über den Shuttle-Zubringer rauf zur barrierefreien Tannenhütte kamen, aber viele Eindrücke auf dem Weg dort hoch nicht miterleben konnten.

Auf der Suche nach einer Lösung entdeckten sie den Geländerollstuhl – Extreme X8 – der Firma Sunrise Medical. Im Sommer 2020 initiierten sie dann gemeinsam das Projekt und einen Testbetrieb für 6 Wochen. Mit dem Allrad-Rollstuhl von Garmisch Partenkirchen aus hoch zur Tannenhütte. Im eigenen Tempo, mit eigenen Eindrücken, Ausblicken und einem Erlebnisfaktor aus dem Rollstuhl heraus, wie für jeden anderen Wanderer auch.

Der Film zeigt den letzten Probelauf auf der Strecke, einen Tag vor dem Projektstart, der ein voller Erfolg werden sollte und dessen Resonanz die Erwartungen der Veranstalter bei weitem übertroffen hat.

©Udo Leist / leist-design

Mit dem Rolli auf Bergtour - Eine Idee, ein Team und ein Erfolg

Von der Idee zum Projekt

Eine Idee der Mitglieder des Vereins für Inklusion durch Bewegung und Begegnung –  bub e.V., eine moderne barrierefreie Hütte, eine engagierte Behindertenbeauftragte in Kombination mit dem Team des Tourismusverbandes Garmisch Partenkirchen, die Betreiber der Tannenhütte als überzeugte Inklusions-Unterstützer und der Hersteller des Allrad-angetriebenen Geländerollstuhls EXTREME X8 und das überaus engagierte bub-Team.
Das sind die Zutaten, die notwendig waren um das Projekt “X8”, den Start-Event im August 2020 und den sechswöchigen Testbetrieb für den Weg mit dem Rolli auf Bergtour möglich zu machen.

Dieser Film zeigt das Projekt und einige Hintergrundinformationen aus einer etwas anderen Perspektive.

©Jochen Meusel / Conmedia-Film

Rückblick auf die Flying-Fox-Barrierefrei Aktion 2023

Vier Tage lang war Garmisch-Partenkirchen Host-Town für eine Delegation der Special Olympics Berlin 2023 und aus diesem Anlass wurde dieses Angebot konzipiert!
FLYING FOX barrierefrei – ein spezielles Angebot für Menschen mit Behinderung vom 13.-18.06.2023 an der Sprungschanze Garmisch Partenkirchen.
Es gabt spezielle Angebote für Menschen mit Einschränkungen an Teilhabe jeglicher Form, und sie konnten Familie, Clique, Klasse, Kollegen:innen oder Jugendgruppe gleich mitbringen.Denn das müsst Ihr einfach gemeinsam erleben. Über die Bundesförderung gab es täglich 30 Plätze zu Sonderkonditionen. So konnten die Communities einmal als Gruppe von den Einschränkungen eines ihrer Mitglieder profitieren.

Die Aktion war gut gebucht und wer dabei gewesen ist konnte nur bestätigen: Tolles Erlebnis und noch toller in der Gruppe.
Was leider nicht funktioniert hat war die Dokumentation und Berichterstattung auf Social Media. Wir hatten geplant die Teilnehmer auch selbst in die Dokumentation einzubeziehen, denn Fotos und Videos wurden von fast allen Teilnehmenden und auch den begleitenden Personen reichlich gemacht. Leider hatten die meisten keine Zeit oder keine Lust sich auf unserem Kanal damit einzubringen. Das mag auch an dem formalen Aufwand liegen, der in diesen Zeiten aus rechtlicher Perspektive notwendig ist. Die Teams wollten einfach ein gemeinsames Erlebnis geniessen und keine Texte lesen und Formulare ausfüllen. Andere wollten auch schlichtweg nicht erwähnt oder öffentlich gezeigt werden.

So bleibt uns zur Dokumentation einzig der nachfolgende Bericht aus den BUB-Team und einige wenige freigegebene Fotos. So bekommt das olympische Motto “dabei sein ist alles” noch einmal eine zusätzliche Bedeutungsebene.
Also alle Teilnehmenden werden hoffentlich noch lange von dieser Aktion zehren. Wir verfolgen unseren Weg in eine inklusive Gesellschaft jedenfalls konsequent weiter.

Einmal von der Schanze fliegen…
…konnten Mitglieder:innen des inklusiven Klettervereins Bewegung und Begegnung bei einem besonderen Ausflug. Eine bunte Gruppe aus Kindern und Erwachsenen wagte sich gemeinsam auf eine aufregende Abenteuerreise. Ihr Ziel: der Flying Fox in Garmisch-Partenkirchen. Gemeinsam wollten sie die Schanze hinabfliegen und dabei erleben, wie Inklusion alle Grenzen überwindet. Ein außergewöhnliches Erlebnis war es vor allem für eine spastisch gelähmte Freundin des Vereins, die mutig mit dem Offroad Rollstuhl X8 den steilen Aufstieg zum Abflugort gewagt hat. Die Anpassung des Flying Fox-Geräts ermöglichte es ihr, die Schanze in vollen Zügen zu genießen und die wunderbare Sensation des Fliegens zu erleben – eine Erfahrung, die für viele von uns als etwas Unmögliches erscheint. Die Flüge entlang der Schanze waren für alle, die sich in die Lüfte wagten, ein unvergessliches Erlebnis, das ein Gefühl der Freiheit vermittelte. Bei diesem inklusiven Ausflug bewiesen die Teilnehmenden, dass Zusammenhalt und Kreativität Hindernisse in Chancen verwandeln können.
Ideengeber des Ausflugs war das Host Town Programm der Special Olympic World Games Berlin. Finanziert wurde der Flying Fox innerhalb dieser Woche von „Demokratie leben!“ – einem Bundesprojekt, welches beim „KJR Garmisch-Partenkirchen“ angesiedelt ist. Ziele: Das Bewusstsein für die Bedeutung von Inklusion und Vielfalt schärfen, athletische Leistungen von Menschen mit Behinderung feiern – sowie die Kraft des Sports und der gemeinsamen Aktivitäten erleben.

Der inklusive Ausflug zum Flying Fox in Garmisch war mehr als nur eine aufregende Aktion. Er war eine Möglichkeit, Barrieren zu durchbrechen, Vielfalt zu feiern und gemeinsame Erfahrungen zu teilen. Er zeigte uns, dass wir alle in der Lage sind, voneinander zu lernen und gegenseitig zu bereichern.

Bleibt gespannt!
Silvia fürs BuB-Team

Nico konnte die Strecke rauf zum Schanzentisch sehr gut mit dem X8 bewältigen und dann seinen abenteuerlichen “Flug” hinunter ins Stadion erleben.
Ein nachhaltiges Erlebnis für alle.

Auch aus dem Bub-Team und der begleitenden Gruppe kamen ausnahmslos positive Rückmeldungen.
Das könnt Ihr ja in Silvias Bericht oben lesen.

Fotos: © Bub, Kim Heinze und Teilnehmende

Diese Veranstaltung wurde ermöglicht durch:

X8-Familientouren – Herbstferien 2022 – Demokratie Leben

“Von der Basisstation Garmisch-Partenkirchen aus gemeinsam hoch zur barrierefreien Tannenhütte, über Schotterpisten, durch den Wald, über eine Hängebrücke und vorbei an tollen Ausblicken mit viel Natur und in Eurem eigenen Tempo. Oben bleibt Ihr solange Ihr wollt, genießt den Ausblick und wenn Ihr satt und zufrieden seid macht Ihr euch zusammen auf den Rückweg. Wie wäre das?

Wir machen das für Euch möglich. Mit dem elektrischen Offroad-Rollstuhl Extreme X8 und der Partnerschaft für Demokratie Garmisch-Partenkirchen.”

 

So war die Aktion ausgeschrieben und hatte besonders Familien mit Kindern oder Jugendlichen im Fokus, denen es durch die Geh- oder Mobilitätseinschränkung eines oder mehrer Familienmitglieder nicht möglich ist eine solche Tour selbstbestimmt, in eigenem Tempo und gemeinsam zu erleben. Möglich machte dies in den bayrischen Herbstferien die Partnerschaft für Demokratie zwischen dem Kreisjugendring Garmisch-Partenkirchen und dem Bub-Team, gefördert im Rahmen des Bundesprogramms “Demokratie Leben” des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Und so war es gleich zuerst Katharina E., die die Tour voll und ganz auskostete. Durch Instagram durch jemanden auf die Aktion aufmerksam gemacht buchte sie kurzentschlossen einen X8 und fragte ihre Freunde und Freundinnen, ob sie nicht Lust hätten mal mit ihr zu “Wandern”. Dieses eher ungewöhnliche Angebot – Katharina kann normalerweise nur kurze Strecken alleine zurücklegen – traf auf große Resonanz. Ganze 80% der Gefragten nahmen das Angebot an und so machte sich eine ansehnliche Gruppe von 10 Erwachsenen und 5 Kindern bei sommerlichem Wetter auf zur Tannenhütte. Zusammen hatten sie eine wunderbare Zeit und immer wieder war zu hören “Wie toll, dass es das gibt!” und ” Es ist so toll, dass ich den X8 selbst fahren kann!”

Zu den weiteren Nutzern des Angebotes gehörte Familie Roth-Utzschneider, die von Kim aus unserem Bub-Team begleitet wurden. Von Susanne bekamen wir nach der Tour folgende Rückmeldung: “Nach einer kurzen Einführung war die Technik und das Handling des X8 für mich einfach zu bewerkstelligen. Als gehbehinderte Person, aber nicht Rolli-Fahrerin, musste ich mich erst an das Ruckeln gewöhnen. Manchmal hatte ich ein ängstliches Gefühl, wenn es in die seitliche Schräglage ging, jedoch konnte ich jederzeit dem X8 vertrauen. Es ist ein sehr stabiles Fahrzeug.

Toll war für mich, dass ich das zügige Tempo meiner Begleiter:innen mithalten konnte und als es regnete habe ich beschleunigt und war sogar schneller als die anderen. Als Familie hatten wir das schöne Erlebnis, dass keiner auf den anderen warten musste. Wir waren alle gleich schnell. Ich konnte oben den Ausblick genießen, ohne völlig erschöpft zu sein. Grundsätzlich waren wir seit langem mal wieder gemeinsam in den Bergen. Ohne den X8 hätten wir an so einem trüben Tag nichts gemeinsam unternommen – das bisschen Regen hat uns so gar nicht gestört. Vielen Dank nochmal für den schönen Nachmittag – auch mit dir!

Fazit: Ich habe den Ausflug auf die Tannenhütte sehr genossen und würde mir wünschen, dass noch viele behinderte Menschen diese Erfahrung machen können. Vielen Dank!”

Eine etwas anders zusammengesetzte Gruppe war Mitte der Woche mit unserem Team-Mitglied Jürgen und gleich zwei X8 unterwegs. Die Gruppe setzte sich aus drei Teilnehmern mit unterschiedlichen Krankheitsbildern zusammen, wobei zwei sich abwechselnd einen X8 “teilten”. Über einen von beiden berichtet Jürgen, das er nach Hirnblutung und Koma eine gute Ausheilung aufweist, aber keine Handlungsketten bilden kann und deshalb auf Assistenz angewiesen ist. Durch Hüftgelenksprobleme ist er zudem mobilitätseingeschränkt. Er ist sich seiner Situation bewusst, verliert dadurch bisweilen den Mut, an seiner Rekonvaleszenz zu arbeiten. Er war früher oft in den Bergen und genoss es an diesem Tag, sich eigenständig – nicht passiv mit einer Bergbahn –  mit Hilfe des X8 die Bergwelt wieder erschließen zu können. Die Spirale im Kopf: “Warum ich; werd ich wieder gesund?“ war vergessen. Hier half der X8, seine Seele zu heilen, was er auch noch 3 Tage später noch so erzählte.  Er teilte sich den X8 mit einem Fußgänger mit schwacher Konstitution, der sonst die Tour nicht hätte mitmachen können.

Der dritte im Bunde freute sich auf eine erneute Tour mit dem X8, den er schon einmal hatte geniessen dürfen. Nach mehreren Schlaganfällen besteht eine Lähmung des rechten Armes und eine Störung der Motorik. Er freute sich wie schon erwähnt auf die Tour mit dem X8, weil er so seine Grenzen ausdehnen kann und wieder Energie bekommt, an seiner Genesung zu arbeiten. Das wirkt Hospitalisierungstendenzen entgegen und so genossen alle das besondere Abenteuer, das der X8 ihnen ermöglichte.

Alle drei genossen auf der Hütte neben dem tollen Ausblick und der einen oder anderen Köstlichkeit von der Speisekarte vor allem die Gespräche mit anderen Gästen. Der Alltag war vergessen: Sie erlebten Teilhabe – und auf einmal haben die Gespräche andere Inhalte: statt Heimangelegenheiten: X8, Zugspitze, Hütte und Erlebnisse.

 

Die Abschlussfahrt konnte Familie Ebberg bei herrlichem Sonnenschein und mit weitem Blick in die verschneiten Berge geniessen.

Einige Teilnehmer haben uns noch Fotos und Nachberichte in Aussicht gestellt. Wenn noch etwas ankommt werden wir es hier nachreichen, wollten Euch aber nicht länger warten lassen.
Für das Bub-Team ist es immer wieder erfreulich, wenn Sie es als Begleitpersonen selber erleben oder voller Begeisterung berichtet bekommen, wie die Touren jenseits der gewohnten Möglichkeiten ankommen und welche nachhaltigen Wirkungen sie bei den Teilnehmern und Begleitungen auslösen können. Das ist immer wieder eine große Bestätigung für das Konzept und die klare Ausrichtung des Vereins hin zu einer inklusive Gesellschaft.

Fotos: © Bub, Kim Heinze und Teilnehmende

Diese Veranstaltung wurde ermöglicht durch:

Unser Rückblick auf das Sommerfest 2022

Nach langer Zwangspause durch die Corona-Pandemie konnten wir in diesem Jahr endlich wieder unser bub-Sommerfest veranstalten. Auch dieses mal war es eingebunden in das Dorffest der Herzogsägmühle, was uns logistische Vorteile in allen Bereichen der Verköstigung und der Organisation einbrachte. So konnten sich unsere Mitglieder und Unterstützer ganz auf Ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten – konzentrieren. An der aus den früheren Jahren gewohnten und bewährten Stelle hatten viele helfende Hände in den Tagen zuvor alles vorbereitet und aufgebaut, soweit es möglich war. Die letzten Vorbereitungen waren am Morgen beendet und die Klettertechnik installiert worden. Das Wetter sollte sonnig bis heiß werden  und so konnten wir guten Mutes starten mit Inklusion durch Klettern, Sport und Bewegung und der dazugehörigen Begegnung.

Als vielfach herausfordernd erwies sich die neu hinzugekommene Disziplin des Biertisch-Bouldern. Hierbei kann und soll der Kletterer eine Runde um einen fest verankerten Biertisch herum klettern ohne den Boden, bzw. die sicherheitshalber darunter platzierten Crashpads zu berühren. Manch einer brauchte erst eine Ansichtsrunde durch das Betreuungspersonal, aber mit ein wenig Kraft und Geschicklichkeit schafften es recht viele Besucherinnen und Besucher eine oder gar mehrere Runden zu drehen. Jung und alt, Damen oder Herren, mit oder ohne Tipps vom Personal oder den Zuschauenden, der Spaß war groß und die Anerkennung aller Umherstehenden gewiss. Haltungsnoten wurden nicht vergeben und der Ehrgeiz der Aktiven war wirklich erstaunlich. Die Disziplin ist übrigens nicht geeignet für Biertisch-Arrangements auf Oktoberfesten oder anderen Veranstaltungen, sondern erfordert eine besondere Absicherung der Konstruktion gegen ein Umkippen.

Ganz andere Qualitäten waren beim Baum- und Kugelklettern gefragt. Hier standen das Klettern am Baum oder am Seil bis zur nächsten Holzkugel zur Auswahl. An einem Baum waren „Monkey”-Baumklettergriffe angebracht, die denen in den Boulderhallen ähneln und die im Zusammenspiel mit den Ästen in luftige Höhen entführten. Natürlich wurden alle Kletternden fachgerecht ausgerüstet und gesichert. An der zweiten Station konnten die Besucher und Besucherinnen an einem Seil bis zur nächsten Holzkugel hinaufklettern. Die Holzkugeln boten die Möglichkeit sitzend oder stehend kurz auszuruhen und die nächste Etage ins Visier zu nehmen.  Die Teammitglieder vom bub e. V. waren nahezu im Dauereinsatz. Auf jeden Fall gab es viele glückliche Gesichter bei Kindern, Eltern und Großeltern wenn die Angst vor der Höhe und dem Loslassen zum Abseilen erst mal überwunden waren.

Wer nicht klettern wollte hatte ausreichend Gelegenheit für andere Aktivitäten und Gespräche. Die Boulderscheibe war auch dieses Jahr im Einsatz, wenn auch in abgesteckter Variante, der Baumparcours lud die Kinder zum Balancieren ein und auch der Offroad-Geländerollstuhl X8 war vor Ort und konnte getestet werden. Mit diesem geländegängigen Elektrorollstuhl macht das Bub-Team es für mobilitätseingeschränkte Menschen möglich Strecken zu fahren und zu “erleben”, die sie sonst nicht befahren können. So z. B. die 2020 zum ersten mal getestete und inzwischen bewährte Strecke von Garmisch Partenkirchen aus hoch zur Tannenhütte. (siehe Bericht).
Das Bub-Team konnte zum Ende der Veranstaltung geschafft aber zufrieden über viele Begegnungen auf Augenhöhe und viel Bewegung an den eingerichteten Aktionspunkten berichten. So sind Stefan Jenuwein, der Vorsitzende des Vereins und seine ehrenamtlich Aktiven zuversichtlich, ihre Idee zur inklusiveren Gesellschaft wieder ein wenig mehr in den Köpfen der Besucherinnen und Besucher gepflanzt zu haben.

Fotos: © udo leist

Frei sein

mit dem Extreme X8 Allrad-Rollstuhl unterwegs in den Alpen

Im August und September 2020 fand an und um die am 1779m hohen Wank gelegene Tannenhütte bei Garmisch-Partenkirchen ein bis dato einzigartiges Event statt. Zusammen mit der Firma Sunrise Medical stellte der Verein Bewegung und Begegnung e.V. den weltweit einzigartigen Extreme X8 Allrad-Rollstuhl der Firma Magic Mobility in neuer Umgebung vor. Im Rahmen des durch die Aktion Mensch geförderten Start-Events wurde Menschen mit Bewegungseinschränkungen die Möglichkeit gegeben mit einem der beiden zur Verfügung stehenden X8 von einem Parkplatz in Garmisch-Partenkirchen aus durch anspruchsvolles Gelände, eigenständig  bis hinauf zur Tannenhütte zu fahren. Der Weg ist normalerweise für Rollstühle und Menschen mit Bewegungseinschränkungen nicht zu bewältigen. Doch für den Extreme X8 kein Problem. Auf dem technisch hoch spezialisierten Gefährt konnten die Teilnehmer so atemberaubende Aussichten selbst erfahren. Ein Erlebnis von dem manche nie zu träumen gewagt hätten. Die Tannenhütte ist eine barrierefreie Berghütte und bietet so ein willkommenes Ausflugsziel für Menschen mit Bewegungseinschränkungen. Normalerweise fährt nur ein Allrad Shuttle bei Bedarf hinauf bis zur Hütte. Die neue Technik stieß auf große Begeisterung und ermöglichte schon in der kurzen Zeit des Probebetriebs unvergessliche Momente. Die hohen Anfragezahlen waren auch für die mitveranstaltenden Institutionen wie z.B. den Tourismusverband GAP überraschend. Weitere Informationen und einen ausführlicheren Bericht zur Aktion finden Sie auf unserer gesonderten X8-Seite.

Hier geht es zum ausführlichen Artikel des X8 Event

Unser Rückblick auf das Sommerfest 2019

Auch in diesem Jahr feierten wir unser bub-Sommerfest eingebunden in das Dorffest der Herzogsägmühle, die in diesem Jahr auch noch ihr 125jähriges Jubiläum feierte. An der aus dem letzten Jahr gewohnten und bewährten Stelle hatten viele helfende Hände in den Tagen zuvor alles vorbereitet und aufgebaut, soweit es möglich war. Die letzten Vorbereitungen waren am Morgen getroffen und die Geräte aufgebaut und die Klettertechnik installiert worden. Das Wetter erschien erfreulicherweise besser als vorausgesagt, und so konnten wir guten Mutes starten mit Inklusion durch Klettern, Sport und Bewegung und der dazugehörigen Begegnung.

Für alle Kletterfans stand in diesem Jahr neben der Kletterwand und dem Baumklettern eine Kletterscheibe zum ausprobieren zur Verfügung. Diese runde Kletterscheibe lässt sich in der Neigung verstellen und sogar leicht in Rotation versetzen. So konnte sie sehr genau auf die Leistungsstufen und Möglichkeiten der Kletterinteressierten abgestimmt werden. Wer dann feststellte, dass noch mehr möglich ist konnte den Schwierigkeitsgrad beim Klettern verstellen lassen. Eine Herausforderung mit besonderer Note, denn im Überhang noch den Schwerpunkt anpassen zu müssen weil die Scheibe sich langsam dreht erfordert schon ein gutes Körpergefühl und ein gewisses Maß an Geschicklichkeit. Aber es ging ja auch einfacher und so war auch an dieser Kletterstation anstehen angesagt.

Andere Qualitäten waren beim Baum- und Kugelklettern gefragt. Hier standen das Klettern am Baum oder am Seil bis zur nächsten Holzkugel zur Auswahl. An einem Baum waren Kletterhilfen angebracht, die denen an der Boulderscheibe ähneln und die im Zusammenspiel mit den Ästen in luftige Höhen entführten. An der zweiten Station konnten die Besucher und Besucherinnen an einem Seil bis zur nächsten Holzkugel hinaufklettern. Die Holzkugeln boten die Möglichkeit sitzend oder stehend kurz auszuruhen und die nächste Etage ins Visier zu nehmen. Zwischen beiden Stationen konnte an einem langen Seil zwischen den Bäumen geschaukelt werden. Auch hier waren die Teammitglieder von bub nahezu im Dauereinsatz. Ob allerdings am Abend die gekletterten Kinder, die bub-Teamer oder die Eltern, die vor Begeisterung die Smartphones gar nicht mehr herunternehmen um ihre Sprösslinge in Aktion abzulichten, den größeren Muskelkater hatten, bleibt fraglich.

Wer zwischen den Aktionen ein wenig entspannen oder sich erfrischen wollte konnte sich leckere Drinks an der Natursaft-Bar holen und es sich in den bereitgestellten Hängematten bequem machen. Hier war Entspannung und Begegnung vorgesehen. Die naturnahen Cocktails waren der Renner und vor dem Stand durchweg reger Betrieb.

Unterstützt wurde das bub-Team wieder vom Rolli-Welten Team, die bereits zum dritten mal, einen Rolli-Parcour aufgebaut hatten an dem sich jeder einmal ausprobieren konnte und alltäglich erscheinende Hindernisse aus der Perspektive eines Rollstuhlfahrenden oder eines Rollstuhlschiebenden erfahren durfte. Eine Erfahrung, die mit Sicherheit die Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum und in der Begegnung mit Menschen schult, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.
In diesem Jahr zum ersten mal zur Unterstützung angetreten war das Team des Zirkus Schweinsgalopp, das mit Jonglagemöglichkeiten zum mitmachen einlud und vereinzelt artistische Einlagen darbot. Auch hier ließ sich so mancher Besucher und manche Besucherin motivieren einmal jonglieren mit Bällen oder Keulen zu versuchen, den Hulla-Hupp-Reifen kreisen zu lassen oder sich am Diabolo zu versuchen.

Nach den überaus positiven Rückmeldungen des letzten Jahres konnten wir den Parcour der Baumraupen in diesem Jahr noch etwas erweitern. Aus der ferne erscheinen die ca 6 m langen, geschälten Baumstämme mit Ästen wie große Raupen. Drei dieser handbearbeiteten Stämme bildeten über Eck aneinandergelegt einen Parcour der besonderen Art. Besonders unsere kleinen Gäste eroberten die Stämme mit den zum festhalten emporstehenden Ästen mit wachsender Begeisterung. Am Anfang noch etwas zögerlich wollten die meisten sich irgendwann von Mutters oder Vaters Hand lösen und den Stamm auf eigene Faust durchlaufen. Mitunter sorgte unerwartet auftauchender Gegenverkehr für weitere Herausforderungen, aber auch die wurden gemeistert. Auch hier hatten nicht nur die Kinder, sondern ebenso die Eltern und Großeltern viel Spaß an den Bewegungsfortschritten Ihrer Sprößlinge.

Was natürlich nicht fehlen durfte war unser trditionelles Kistenstapeln. Nachdem die Plattform für die Kisten genau ausgerichtet worden war und die ersten Kistenkletterer am Rüststand Ihre Ausrüstung angelegt bekommen hatten ging es los. Auf der obersten Kiste stehend wurden von den Kletterenden weiter angereichte Kisten angenommen und auf die oberste Kiste gestapelt. Dann konnte auf die nächste Kiste hochgestiegen werden und weitere Kisten wurden angereicht. Ab einer bestimmten Höhe ging das nur noch vom Stapler aus. In diesm Jahr gelang es gleich zwei Kletternden alle verfügbaren Kisten zu stapeln und so knapp unter der Sicherungsplattform auf dem wackeligen Kisten-Turm zu stehen und einen neuen Rekord aufzustellen. Wer zwischendurch aussteigen musste, weil der Kistenstapel kippte, konnte sich auf die routinierte Sicherung des bub-Teams verlassen und wurde professionell abgeseilt. Das Kistenstapeln ist immer wieder eine Attraktion, die viele Zuschauer begeistert. Und deren Applaus kann sich jeder sicher sein der es versucht, egal wie hoch es mit dem Stapeln geklappt hat.

Wie schon in den vergangenen Jahren war das Interesse an den Aktionen groß und das bub-Team konnte immer wieder über den Verein und das Konzept von Inklusion durch Klettern, Sport und Bewegung aufklären und ihr Vorhaben erläutern. Informationsmaterial und Aufkleber gab es zum mitnehmen und der Termin zum nächsten Inklusionsklettern stand auch schon fest.
Hatte das Wetter sich bis zum Nachmittag überwiegend freundlich gezeigt, so erhielt die Vorhersage gegen 15:30 Uhr ihre Bestätigung, als eine Unwetterwarnung eintraf und schnell heftiger Wind und ein Gewitter aufzogen. Schnell wurden die Hängematte und andere Materialien in Sicherheit gebracht und die Besucher ebenso wie die Besucher des Dorffestes per Lautsprecherdurchsage aufgefordert, zur eigenen Sicherheit die Veranstaltungshalle auf dem Gelände aufzusuchen. Auch wenn das fest ein plötzliches Ende fand, so zog das bub-Team eine positive Bilanz. Es ist ein enormer Aufwand und ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer und Vereinsmitglieder ließe sich das nicht stemmen. Ihnen allen an dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank. In dem Bewusstsein die Idee und die Möglichkeiten des Projektes wieder einmal präsentieren und erfahrbar gemacht zu haben blicken die Verantwortlichen positiv und motiviert in die Zukunft und arbeiten weiter hart daran, dass die Idee auch auf dem Gelände des Vereins bald sichtbar Gestalt annimmt. Auch in diesem Jahr wurde die Veranstaltung durch einige Sponsoren und die Aktion Mensch unterstützt. Herzlichen Dank!

Fotos: © udo leist

Unser Sommerfest wurde gefördert von:

Unser Rückblick auf das Sommerfest 2018

Das bub-Sommerfest 2018 ist nun auch schon eine Weile her aber auch in diesem Jahr hält die Begeisterung über die vielen Begegnungen und die vielfach in Anspruch genommenen Bewegungsangebote für alle Besucher noch lange an.

In diesem Jahr wurde unser Sommerfest in das Fest der Herzogsägmühle eingebunden, bekam aber einen eigenen Bereich auf dem Gelände um die besonderen Bewegungsangebote für Menschen mit und ohne Behinderungen präsentieren zu können. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und viele Besucher informierten sich über unser Projekt und nahmen mit wachsender Begeisterung die unterschiedlichen Bewegungsangebote in Anspruch.

Natürlich stand auch in diesem Jahr das Klettern in vielfältiger Art und Weise im Hauptaugenmerk der Bewegungs-Angebote. Eine Kletterwand, ein Kletterturm und ein Boulderblock luden unter fachkundiger Betreuung dazu ein einmal soweit nach oben zu steigen wie man konnte oder wollte. Aber auch andere Kletterangebote ohne die gewohnten Griffe und Tritte konnten entdeckt und ausprobiert werden. Beim Baumklettern werden die Äste und zuvor angebrachte Gurte genutzt um in Luftige Höhen zu steigen. Mitunter waren die Kletternden zwischen den Ästen kaum noch auszumachen.

Ganz anders beim Kistenklettern. Hier mussten die Kletterer ziemlich konzentriert Kiste auf Kiste stapeln um die oberste Kiste zu erklimmen und dann die nächste, angereichte Kiste aufzulegen und wieder ein Stück aufzusteigen. Ein ausgeprägtes Gleichgewichtsempfinden ist hier äußerst dienlich, denn je höher der Turm wird umso leichter fängt er an zu schwanken. Die Spannung war nicht nur den Kletternden ins Gesicht gezeichnet, sondern auch den zahlreichen Zuschauern, die die Aktion verfolgten, anfeuerten und mit ausreichend Applaus bedachten. Ob die oft kleinen Kistenkletterer oder deren Eltern unter größerer Anspannung standen ließ sich mitunter nicht ausmachen. Genauso wie bei allen anderen Aktivitäten, stand die Sicherheit auch beim Kistenklettern an erster Stelle.

Neben den Kletterangeboten konnten die Besucher noch weitere Aktionsflächen und Bewegungsangebote entdecken. Der Rolli-Parcour vom Rolli-Welten Team gehörte, wie im vergangenen Jahr, wieder dazu. Tipps und Hilfestellung von den Temmitgliedern Tine Kuisel und ihrer Tochter machten es den Besuchern leichter mit einem Rollstuhl vermeintlich einfache Strecken zu fahren oder auch nur leichte Hindernisse zu überwinden. Das Gefühl in einem Rollstuhl zu sitzen und sich damit fortbewegen zu müssen war für viele Besucher eine neue Erfahrung. Dazu standen verschiedene Fahrzeug-Modelle zur Verfügung. Hindernissen ausweichen, Objekte umfahren und  Unebenheiten überwinden ist Alltag für alle Betroffenen. Die Besucher spürten selbst, dass augenscheinlich kleine Dinge zu großen Problemen werden können. Wer das einmal selber “erfahren” hat sieht seine Umgebung und so manche städtebauliche Besonderheit aus einer anderen Perspektive.

Neben dem Rolli-Parcour zogen noch weitere Angebote die Aufmerksamkeit der Sommerfestbesucher auf sich. Gleich neben dem Parcour zogen zwei beeindruckend erscheinende Baumstämme die Besucher an. Mit jeweils rund 6 Metern Länge lagen die Stämme auf dem Rasen und erschienen schon aus der Ferne wie große stachelige Raupen. Die Stämme waren sorgfältig geschält und die unterschiedlich eingekürzten Äste bildeten einen unregelmäßigen Parcour, durch den man sich hindurchschlängeln und dabei an den Ästen festhalten konnte. Eine nicht nur optische Attraktion, besonders für die kleinen Besucher und ihre Eltern. Eine spielerische Gelegenheit den Gleichgewichtssinn zu schulen und das Naturmaterial Baum/Holz auf eine andere Art kennen zu lernen.

Koordination, Feinabstimmung und Gleichgewichtsfähigkeit als Teamleistung war an der Baumwippe gefragt. Ein langer Baumstamm, der in der Mitte gelagert war lud ganze Familien oder Gruppen ein, einen Balanceakt besonderer Rafinesse zu meistern. Erst wenn die Teammitglieder unter Berücksichtigung der Größe, des Gewichtes, eines sicheren Standes und der Position auf dem Stamm optimal verteilt waren geriet der Stamm in die Waage und begann zu schweben. Schnell zeigte sich, dass anfängliche Euphorie doch noch sehr genaues Feintuning erforderte, weil der Stamm aufgrund seiner Länge eher träge reagiert und nachschwingt. Teamgeist und etwas Geduld führte hier aber mit dem einen oder anderen Tipp des Betreuungspersonals stets zum ausgewogenen Ergebnis. Letztendlich kann schon das Anheben der Arme ein entscheidender Faktor sein.

Eine besondere Herausforderung hatte sich Christine vorgenommen. Christine hatte erste Berührungspunkte mit bub aus Ihrer MS-Gruppe heraus, die von bub eingeladen wurde einmal das Klettern zu versuchen. Inzwischen hat sich aus diesem Kreis eine kleine Inklusions-Klettergruppe gebildet, die sich trotz ihrer MS-Erkrankungen unter der Anleitung und Betreuung der bub-Spezialisten zum Klettern treffen. Christine ist begeistert vom Projekt und hilft schon ehrenamtlich mit, so auch beim Sommerfest.
Für heute hatte sie sich vorgenommen es einmal am Kletterturm zu probieren. Begeistert berichtet Sie wie überrascht sie nach dem ersten Klettertermin mit dem bub-Team war. Überrascht davon was trotz ihrer Erkrankung doch noch geht und auch überrascht davon welche mentalen Auswirkungen das auf sie hat wenn sie “da oben” ist. Ähnlich gehe es den übrigen Teilnehmern aus der MS-Gruppe berichtet sie. Natürlich ist es mühsam und kostet Überwindung aber die Erfahrung  sei es auf jeden Fall wert. Das es mühsam ist wurde schnell klar als man sah, dass Christine eben nicht wie die jungen Hüpfer nebenan mal eben in den Klettergurt springen kann, sondern schon hier unterstützt werden muss. Auch beim Klettern selber ist Teamleistung gefragt. Neben der sichernden Person klettert mindestens ein “persönlicher Assistent” mit, der unterstützt wo notwendig, Fuß und Handhaltung korrigiert, hält oder unterstützt und Christine motiviert so viel selber zu machen wie möglich. Und das ist wirklich mehr als sie sich vorher zutraute. MS-Kletterer und Assistent werden im Laufe der Zeit zu einem eingespielten Team und “erleben” die Leistung der Kletternden mit ähnlicher Begeisterung. Auch Christine und Ihr Assitent klettern nicht zum ersten mal zusammen. Das war auch für die Zuschauer spürbar. Christine fühlte sich sicher und wurde motiviert aber auch gefordert, denn der persönlich Assistent weiß was sie schaffen kann.

Noch begeistert von Ihrem Erlebniss und ihrem Erfolg kam ein aufforderndes “und jetzt noch an die Baumschaukel” von Stefan Jenuwein, dem ersten Vorsitzenden von bub. Den ganzen Tag über war die Baumschaukel, ein hoch zwischen zwei Bäumen befestigtes Seil an dem man weit schwingen konnte, sehr gefragt und immer wieder waren die Jauchzer und Begeisterungsrufe der Kinder zu hören. Christine stutzte kurz als ob sie abwägen wollte ob sie dem Team “noch mehr Arbeit” machen sollte, aber Stefan ließ nicht locker, weil er weiß welch tolles Gefühl dieses Schwingen erzeugt. Also ging es zur Baumschaukel, ein paar Kisten wurden schnell zur Unterstützung herbeigeholt um die notwendige Höhe zu erreichen und nachdem Christine diese erklommen hatte konnte auch für sie der Spaß beginnen.

Ein toller Tag, da waren sich die Besucher und das bub-Team einig. Nachdem die Technik abgebaut und wieder aus den Bäumen entfernt war gab es für das Team beim geselligen Abschluß noch viele Eindrücke, die diskutiert und weitererzählt wurden. Wieder einmal war ganz offensichtlich welche Bedeutung diese Form der Bewegung, aber auch die Begegnung zwischen den Menschen mit und ohne Behinderungen hat. Das gemeinsame Erleben von Erfolgen und das Kennenlernen der anderen Seite trägt entscheidend zur Inklusion innerhalb der Gesellschaft bei. Schade, dass diese speziellen Möglichkeiten aktuell nur einmal im Jahr für die breite Öffentlichkeit erfahrbar werden können. Bis zur Umsetzung des Konzeptes auf dem eigenen Gelände als Inklusions-, Freizeit- und Erlebnisort ist es noch ein weiter Weg. Um so motivierter schaut das bub-Team nach den Erfahrungen eines solchen Tages in die Zukunft und arbeitet darauf hin, diese Möglichkeiten als dauerhaftes, öffentliches Angebot umzusetzen.

Fotos: © udo leist

Unser Rückblick auf das Sommerfest 2017

Das bub-Sommerfest 2017 wird ohne Zweifel in die Annalen des Vereins eingehen. Zum ersten Mal nach Vereinsgründung wurde das Projekt  und die Projektidee sichtbar. Was aber viel wichtiger ist, Begegnung und Bewegung wurde am 5. August 2017 an DER Stelle, die sich bisher nur als grüne Wiese präsentiert, erlebbar – und das wirklich eindrucksvoll.

Details dazu gibt es später. Zunächst sei uns ein allgemeiner Rückblick gestattet. Während die letzten der umfangreichen organisatorischen und logistischen Vorbereitungen liefen, hatten Banner auf die Veranstaltung hingewiesen und am 5. August war schon von weitem zu sehen, dass es endlich los geht und das BuB-Team und seine Unterstützer so Einiges auf die Wiese gestellt hatten. Hatte sich in der vorausgegangenen Woche das Projekt “Abenteuerspielplatz” im Rahmen des Ferienprogrammes der Herzogsägmühle schon ausgebreitet, so gruppierten sich ganz andere Attraktionen nun rundherum auf dem Gelände. Ein großes Tipi, ein Kletterturm, ein LKW mit Kranausleger, das waren die augenfälligsten Objekte schon aus der Ferne. Dazu kamen verschiedene Infostände, die Veranstaltungsbühne, Verpflegungseinheiten wie der Hendl-Stand, die Getränke-Kaffee-Kuchen-Bar, und natürlich Sitzgelegenheiten mit und ohne Schatten. Der Eintritt war frei, die Action sowieso und selbst das für den Abend angekündigte Live-Konzert der DiePlomaten kostete keinen Eintritt. Lediglich für Speis und Trank mussten die Besucher bei sehr angemessenen Preisen einen Obolus bezahlen. Damit war der Rahmen für ausgiebige Bewegung und Begegnung geschaffen.

Wer nun, auf welchem Weg auch immer, das barrierefreie Gelände erkundete, konnte noch weitere Aktionsflächen und Bewegungsangebote entdecken. Eines davon war der Rolli-Parcour, der mit einigen Überraschungen aufwartete die man erst bemerkt und nachvollziehen kann, wenn man direkt damit konfrontiert wird. Und das bedeutet – im Rollstuhl. So konnte jeder Besucher ausprobieren, wie es sich anfühlt, in einem Rollstuhl zu sitzen und sich damit fortbewegen zu müssen. Dazu standen verschiedene Fahrzeug-Modelle zur Verfügung. Hatte man das “Rollen” erst einmal geschafft ging es auf den Parcours, der aber eigentlich für Rollifahrende nichts anderes bedeutet als Alltag. Hindernissen ausweichen, Objekte umfahren, Unebenheiten überwinden, das waren selbst für sportliche Besucher zum Teil Herausforderungen, die zwei bis drei Anläufe brauchten um gemeistert zu werden. Dazu ließen sich aber erfreulicherweise viele Besucher, ob jung oder älter motivieren und sie bekamen unermüdlich Tipps und Hilfestellung von Tine Kuisel und ihrer Tochter aus dem Rolliwelten-Team. Die Besucher spürten selbst, dass augenscheinlich kleine Dinge zu großen Problemen werden können. Manch einer wird nach dem Bub-Sommerfest seine alltägliche Umgebung mit etwas anderen Augen sehen.

Weiter geht es zum Klettern. Auf dem Bereich Klettern liegt der absolute Fokus unseres Vereins wenn es um Bewegungsangebote geht. Welche allgemeine, aber auch therapeutische Bedeutung Klettern besitzt wollen wir an anderer Stelle ausführen, aber es ist klar, dass insbesondere dem Klettern auf unserem Sommerfest besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Dies machten zwei Kooperationspartner möglich. Das Team des “Ich will da rauf!” e.V. aus München, die mit Ihrem mobilen Kletterturm vor Ort waren und das Team vom Kletterwald Garmisch-Partenkirchen, die mit ihrem Klettertau mit Kugeln am Kranausleger eine andere Art des Klettern anboten, als es am Turm der Fall ist. Beiden gemein war, dass man eine besondere Aussicht auf das Gelände genießen konnte, wenn man es bis oben geschafft hatte.
Mit immerhin ca. 8 Metern ist der etwas überhängende Kletterturm schon eine Herausforderung, der sich aber gerade die jüngeren Besucher mit wachsender Begeisterung stellten. Von den jeweiligen Teams fachgerecht mit Klettergeschirr ausgestattet und  gesichert konnte jeder der wollte an den Turm und sich über die angeschraubten Griffe nach oben vorarbeiten und am “Gipfel” das kleine Glöckchen anschlagen. Das war auf jedem Weg möglich oder aber auf bestimmten, je nach Schwierigkeitsgrad unterschiedlich eingefärbten Routen. Ein ganz andere Art des Klettern wurde am Klettertau mit den Holzkugeln verlangt. Dort gab es keine Griffe sondern lediglich das Tau und die fest daran montierten Holzkugeln, auf denen man sich ausruhen und verweilen konnte. Das Ganze auch hier vom Team gewissenhaft und fachgerecht gesichert.  Natürlich standen beide Klettergelegenheiten für alle Interessierten mit und ohne Handicap zur Verfügung. Und dieser inklusive Gedanke schien Simon zu gefallen. Vielleicht hatte er auch nicht weiter darüber nachgedacht. Aber er hatte für sich einen spontanen Wunsch formuliert: “Ich will da oben an die Glocke.”

Simon will’s wissen. Simon besuchte zusammen mit seinen Eltern unser Sommerfest. Sie erkundeten wie viele andere das Gelände und beobachteten die Aktiven an den einzelnen Bewegungsangeboten. Besondere Aufmerksamkeit fiel dabei auch auf den Kletterturm. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn es machte einfach Spaß dabei zuzusehen, wie die meist jüngeren Kletterer sich entlang der bunten Griffe ihren Weg nach oben suchten um an die Glocke zu kommen. So auch Simon, der plötzlich seinen Wunsch formulierte auch mal an die Glocke da oben zu wollen. Damit waren das Team von BuB und dem IWDR sofort motiviert genau das möglich zu machen.

Simons Eltern unterstützten das und so ging es raus aus dem Rolli, rein ins Klettergeschirr, angeseilt und entsprechend unterstützt an den Kletterturm. Dort versuchte Simon dann mit den Händen und Füßen Verbindung zu den Griffen am Turm aufzunehmen und – entsprechend unterstützt – seinen Weg zu gehen. Für ihn war es eine große Leistung selbständig nach den nächsten Griffen zu packen und sich dort festzuhalten und er war sehr motiviert weiter zu kommen. Einige Griffe weiter zeichnete sich ab, dass die Glocke zwar noch außerhalb seiner Reichweite war, er aber für seine Verhältnisse schon Großes geleistet hatte. Als Simons Vater ihn fragte ob er noch weiter nach oben wolle oder lieber wieder herunter entschied Simon sich für den Abstieg. So konnte er sich ins Seil hängen und wurde heruntergelassen, was ihm sichtlich Freude bereitete. Es ist eben nicht alltäglich für einen Rollstuhlfahrer die Perspektive zu wechseln. Das betrifft die Perspektive auf die eigene Umgebung genauso wie die Perspektive auf seine eigenen Möglichkeiten. Und das begeisterte nicht nur Simon und seine Eltern, sondern auch alle Besucher, die Simons kleinen Ausflug am Kletterturm mitbekommen hatten. Inklusiver hätte die Begegnung kaum ausfallen können.
Darüber machte sich Simon allerdings keine Gedanken. Er war durch das gerade Erlebte voll motiviert und wollte von seinen Eltern gleich zum nächsten großen Abenteuer geschoben werden. Er hatte den Flying-Fox ins Auge gefasst.

Der Flying Fox war eine weitere Bewegungs-Station bei unserem Sommerfest, die durch unseren Kooperationspartner Andreas Hertle vom Kletterwald GAP ermöglicht wurde. Aus einer Schneise im angrenzenden Waldstück heraus war eine Seilbahn in entsprechender Höhe an einem Baumstamm installiert worden, über die sich die Besucher, hatten Sie erst Ihr Klettergeschirr angelegt und gesichert, die Plattform auf dem Baum erklommen und an einem Seil hängend herunter fahren konnten. Am anderen Ende war das Seil an einem Fahrzeug befestigt und entsprechend abgesichert, so dass eine seichte Ankunft gewährleistet war.

Viele der jüngeren Besucher hatten großen Spaß bei der rasanten Abfahrt und das wollte Simon auch. Er kann zwar die Leiter aufs Podest im Baum nicht erklimmen, aber das sollte kein Hindernis darstellen. Dann ziehen wir ihn eben einfach hoch, kam die schnelle Antwort als Simons Eltern noch über seinen Wunsch nachdachten. Bub machts möglich und so wurde Simon erneut ausgerüstet, aus seinem Rolli befreit und ans Fahrseil gehangen. Schnell war er zur Plattform hochgezogen und konnte die rasante Fahrt hinunter ebenso genießen wie die Kinder und Jugendlichen vor ihm und nach ihm. Welchen Spaß er dabei hatte sieht man auf dem Bild. Und der aufmerksame Betrachter sieht auch welche emotionale Wirkung das auf die umherstehenden Besucher hatte. Das ist Bewegung und Begegnung wie wir uns das vorstellen. Das muss Alltag werden, nicht nur in unserem Projekt und auf diesem Gelände, sondern jeden Tag und bei allen möglichen Gelegenheiten. Ohne zunächst darüber nachdenken zu müssen, ob das überhaupt möglich ist. Es geht und das ist Inklusion.

Viele weitere Aktivitäten luden die Besucher zum Mitmachen ein. Auf dem angrenzenden Gelände der Herzogsägmühler Bogenschützen konnten sich Interessierte unter Anleitung mit Pfeil und Bogen auf dem Schießstand versuchen. Slacklines in verschiedenen Schwierigkeitsstufen luden zum Balancieren ein, in und auf den Bauwerken des Abenteuerspielplatzes wurde weiter gebaut oder einfach herumgeklettert. Speis und Trank luden zum Beisammensitzen und Kennenlernen ein und im Dunkelzelt konnten zu verschiedenen Zeiten ganz andere Erfahrungen gemacht werden. Nicht zu vergessen das große Tipi als Begegnungs- und Aktionsfläche mit besonderem Flair. Also für jeden viele Möglichkeiten sich zu Begegnen oder sich zu Bewegen, ob mit oder ohne Handicap. Kurzfristig spannend wurde es noch, als am Nachmittag unverhofft die Landwirtschaft mit großem Gerät das Gelände passieren musste um die Ernte einzufahren. Was nicht passt wurde passend gemacht. Für die Durchfahrt wurden bei allen Ständen kurz die Läden heruntergeklappt und so konnten auch der Mähdrescher und die Schlepper samt Anhänger “mal eben” durch.

Als es dann langsam dunkler wurde, kam plötzlich Leben auf die Bühne. Die Musiker der Band “Die Plomaten” fanden sich schon mal zum Soundcheck ein. Das wurde ein kleiner Appetizer für das Abendprogramm. Nachdem Stefan Jenuwein als Vorsitzender allen Mitgliedern, Helfern und Unterstützern seinen ausdrücklichen Dank übermittelt hatte – schließlich wäre diese Veranstaltung ohne die Kooperationspartner und Helfer gar nicht möglich gewesen – und all jene auf die Bühne geholt und vorgestellt hatte, wurde die Bühne für den Auftritt der DiePlomaten geräumt.

Ein stimmungsvoller Abschluss einer Veranstaltung, die uns und vor allem die Besucher hat erleben lassen was möglich ist, wenn der geeignete Rahmen dafür geschaffen ist, das richtige Team mit wegweisenden Ideen konsequent an der Umsetzung arbeitet und was das im Hinblick auf eine inklusive Gesellschaft bedeuten kann. In diesem Sinne arbeiten wir weiter an der Umsetzung unserer Idee und wünschen uns vielfältige Unterstützung.

Fotos: © udo leist

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Unsere Sommerfeste 2017/2018 wurde gefördert von:

Mit freundlicher Unterstützung von: